Gemeinsame Vorschläge der Imkerverbände Rheinland-Pfalz e.V. und Nassau e.V. zur GAP nach 2020

Wir Imker sind ein wichtiger Teil der Landwirtschaft. Auch wenn wir keine eigenen Flächen bewirtschaften, so bestäuben unsere Bienen die Blütenpflanzen, und erbringen noch andere, umweltwirksame Leistungen. Bisher erhält die Imkerei rund 0,04% der EU-Agrarförderung (geschätzt für RLP). Die umfangreiche Flächenprämie steht den Imkern wegen des Fehlens
eigener Flächen nicht zur Verfügung. Angesichts zunehmender Bienenverluste und immer komplexeren Betriebsweisen, um den stark gesunkenen Schadschwellen entgegenzutreten fordern wir eine Ergänzung der Förderung. Da Bienen von Natur aus eine positive Wirkung auf die Umwelt haben kann mit sehr geringem Verwaltungs- und Kontrollaufwand eine direkte Förderung pro Bienenvolk aus der 1.Säule erfolgen. Wir schlagen eine Förderhöhe von 50€/Volk vor. Dieser Betrag ist notwendig um die wiederkehrenden Völkerverluste und die präventive Jungvolkbildung zu finanzieren. Durch diese Prämie kann ein Anreiz geschaffen werden für bestehende Imkereien den Bestand zu erhöhen als auch neue Imker zu gewinnen. Zum Stichtag 1. Mai werden im Online-Antrag alle Bienenvölker berücksichtigt, die mindestens 10 Dadantwaben besetzen und
mindestens 5 Dadantwaben Brut pflegen. Andere Wabenmaße entsprechend. Der Bestand ist mit GPS-Koordinaten in dem neu zu schaffenden EU-Umweltkataster immer aktuell zu führen. Neben der Förderkontrolle ergeben sich aus dem EU-Umweltkataster EU-weit zuverlässige Daten für die wissenschaftliche Arbeit.

In das neu zu schaffende EU-Umweltkataster sollten neben anderen Umwelteingriffen auch die Pestizidapplikationen tagaktuell eingetragen werden. Jeder Landwirt sollte mit dem Förderantrag seine Bereitschaft zu dieser modernen Transparenzinitiative bestätigen. Es wird die Eigenverantwortung des Bauern stärken und die Zulassung neuer Pestizide erleichtern, da im Praxiseinsatz eine neue Überwachungsmöglichkeit durch das EU-Umweltkataster besteht. Das EU-Umweltkataster ist nicht öffentlich, Teilnehmer erhalten Zugang bis drei Km um Ihre Orte. Für die Imker besteht so eine bessere Information und eine Kommunikation mit dem Landwirt. Die Blütenpollen werden von den Bienen in den Stock getragen und dort zu „Bienenbrot“
verarbeitet. Bienenbrot ist die Nahrung für die Larven der Bienen und ein hochwertiges Verkaufsprodukt für gesundheitsbewusste Kunden. Das Deutsche Bienenmonitoring hat gezeigt, dass die Pestizidbelastung von Bienenbrot in den letzten Jahren auf über 90% aller untersuchten Proben angestiegen ist und das Bienenbrot teilweise nicht mehr verkehrsfähig ist. Dies ist eine Katastrophe im Hinblick auf die Larvennahrung, auf das Image der Imkerei als auch auf die Vermarktung. Bienenbrot mit Pestizidrückständen ist nicht vermarktbar! Die Ursache wird in der bestehenden landwirtschaftlichen Praxis gesehen. Wir schlagen vor, die GAP so zu gestalten, dass die landwirtschaftliche Praxis dahingehend geändert wird (zielgenaue Spritztechnik z.B. Dropleg, beimischen von Repellent, alternative Kulturen, Applikationsverbot in die Blüte…), dass bis 2027
nur noch maximal 10% der Bienenbrotproben Pestizidbelastet sind. Dies ist mit einem flächendeckenden Monitoring der Rückstände im Bienenbrot kontinuierlich zu begleiten und im Umweltkataster einzutragen.

Zur Aufklärung des Bienensterbens schlagen wir vor ein interdisziplinäres Forschungsprojekt auf hohem Niveau EU-weit zu implementieren. Die Federführung sollte bei den Universitäten liegen und nicht bei Imkereiberatungsinstitutionen.

Grundsätzlich schlagen wir vor die Exportorientierung aus der GAP heraus zu nehmen. Die Landwirtschaftliche Fläche ist begrenzt. Die Exportorientierung führt zu einer Intensivierungsspirale die der Umweltverträglichkeit der Landwirtschaft in der EU entgegensteht.
Wir schlagen vor die landwirtschaftlichen Produkte neu zu denken. Der Landwirt soll nicht subventioniert werden, sondern ein Honorar erhalten für Produkte und Dienstleistungen, die er für die Allgemeinheit schafft. Die erste Säule könnte um 50% reduziert und die zweite Säule entsprechend aufgestockt werden. Ein geeignetes Modell sehen wir im Punktemodell der AbL. Es
bietet auch eine Grundlage für eine vielfältige und blütenreiche Landschaft.

 

Gemeinsamer Ansprechpartner:
Imkerverband Rheinland-Pfalz e. V.
Breitenweg 71
67435 Neustadt

 

Franz Botens
Obmann für Pestizide
botens@web.de
01787312566
&
Klaus Eisele
1. Vorsitzender
buero-LU@t-online.de

 

 

Imkerverband Nassau e.V.
Gartenstraße 6
65558 Lohrheim
Rainer Hennermann
1. Vorsitzender
IV-Nassau@web.de